Cluster Reply hat mit dem Anbieter von technischen Recycling- und Sortierlösungen ein nutzerfreundliches Web-Portal entwickelt.
Anbieter von Investitionsgütern sind gesetzlich verpflichtet, Anleitungen und Ersatzteile bereitzustellen. So auch das Unternehmen TOMRA Sorting, das Sortierlösungen für die Recycling-, Lebensmittel- und Bergbauindustrie entwickelt. Damit verbundene Prozesse zu optimieren, ist eine der Aufgaben des TOMRA Sorting Digital Teams. Es entwickelt dafür entsprechende digitale Lösungen im Internet of Things (IoT).
"Dieser Prozess spielt sich zwischen dem Wartungspersonal und dem Einkauf auf Kundenseite sowie dem Vertriebs- und Customer-Service-Team auf unserer Seite ab“, beschreibt Dr. Felix Flemming, VP und Head of Digital bei TOMRA Sorting. "Die Abstimmung zwischen diesen verschiedenen Parteien kostet oft Zeit, bevor das Ersatzteil tatsächlich versendet werden kann. Das Ziel ist es, hier Zeitverlust und Verwechslungen zu minimieren."
Ein Prozess, der üblicherweise bis zu einer Stunde oder manchmal sogar länger dauern kann, sollte sich höchstens über Minuten erstrecken, im Idealfall Sekunden.
Mit diesem Ziel entwickelten TOMRA Sorting Digital und Cluster Reply eine Bedienoberfläche für Endkunden, die in Sachen User Experience mit B2C-Anwendungen mithält. Diese Oberfläche für Kunden ist ein klassisches Web-Portal mit Navigationsleisten und einem Arbeitsbereich.
"Was sich im Hintergrund abspielt, ist die einfache Möglichkeit für uns, diese Visualisierungen der Maschinen und Konfigurationen hochzuladen, zu verwalten und mit unserem Enterprise-Resource-Planning-System (ERP) zu integrieren, mit dem wir unsere Ersatzteile verwalten.“
Die Komplexität, die sich aus einer solchen ERP-Integration ergibt, war TOMRA Sorting Digital vor der Zusammenarbeit bewusst.
"Einen Anbieter zu finden, der das leisten kann, ist nicht so einfach, wie man denkt."
Als technische Basis für die Entwicklung dient die Azure Cloud mit ihren zahlreichen PaaS-Services. Eine Integration in das bereits bestehende ERP-System ließ sich entsprechend einfach realisieren.
Die ASP.NET Core Web-App wird mit Hilfe des Azure App-Service gehostet, wobei die Benutzeroberfläche auf HTML, Bootstrap und JQuery beruht. Das Backend wurde komplett in C# umgesetzt.
Zur Speicherung der 3D-Visualisierungen von CAD-Bauteilen kommt eine Azure SQL Datenbank sowie ein Azure BLOB Storage zum Einsatz. Die Benutzeroberfläche wurde dabei nahtlos in das bereits bestehende TOMRA Insight-Portal integriert. Hier konnte auf bereits bestehende Design-Vorgaben und sogenannte Mock-ups, also skizzierte Vorstellungen der finalen Oberfläche, zurückgegriffen werden.
Nach der Abstimmung mit Stakeholdern im Unternehmen und dem Entwurf einer Vision wurden konkrete Anforderungen formuliert. Diese Anforderungen wurden nach Dringlichkeit priorisiert.
Nach einem von Cluster Reply konzipierten Workshop stand fest, wie das Minimum Viable Product (MVP) aussehen soll. Im ersten Schritt wurde die Web-Applikation zusammen mit dem Geschäftsbereich Recycling umgesetzt. Sie ist so konzipiert, dass Sie auf die weiteren Geschäftsbereiche Food und Mining übertragen werden kann.
Für die Entwicklung wurde ein Test-Driven-Development-Ansatz (TDD) gewählt. Charakteristisch für TDD ist, dass zunächst Tests und anschließend die eigentliche Funktionalität implementiert werden.
Dies bietet den Vorteil, dank eines hohen Grads an automatisierter Testabdeckung Fehler frühzeitig erkennen zu können. Vom Beginn der Entwicklung an wurde ein agiler Ansatz verfolgt. Die Arbeit an der Lösung erfolgte in Sprints. Vorteile, die sich aus dieser Art der Entwicklung ergeben, sind ein hoher Grad an Flexibilität und Transparenz sowie die schnelle Fertigstellung neuer Produktinkremente.
"Der Kunde sieht eine 3D-Visualisierung seiner Maschinen, einen sogenannten Exploded View, wählt ein Ersatzteil aus und legt es in einen Warenkorb“, erklärt Dr. Flemming. Ähnliche optimierte Prozessschritte, die jetzt nur Minuten oder Sekunden dauern, sind sonst im B2C-Bereich üblich. "Da wir uns in einer B2B-Umgebung bewegen, folgt als nächstes eine Angebotsanfrage.“
Dr. Flemming
TOMRA Sorting
Web-Apps im B2B-Bereich mit vergleichbarem Kundenfokus schätzt Dr. Flemming als Innovation ein. "Im Kontext einer ‚connected machine‘ ist dieser Weg definitiv der richtige, weil wir nicht nur Mehrwert mit der Maschine selbst schaffen, sondern auch bei den Prozessen rund um die Maschine – wie ein Kunde sie bedient, wie er einfach Ersatzteile bestellen kann, wie er auf eine Dokumentation zurückgreifen kann. Stand heute ist das in unserer Branche kein Standard.“
Letztlich bewirke eine nutzerfreundliche Web-App auch langfristig eine höhere Kundenzufriedenheit: "Unser Produkt ist insgesamt einfacher zu bedienen und hinterlässt einen positiven Eindruck.“
Über die Anforderungen hinaus ergaben sich weitere positive Synergien. Dr. Flemming beschreibt, wie interne Prozesse im Zuge der Entwicklung effizienter strukturiert und automatisiert wurden. "Die Lösung hat uns auch geholfen, die Ersatzteilinformationen der TOMRA Sorting Maschinen der nächsten Generationen besser zu strukturieren. Die neue Anwendung ist noch nicht im Einsatz, aber wir haben unserer Organisation und einigen Kunden Einblicke in das neue Ersatzteilmanagement gegeben – und die waren begeistert.“
TOMRA Sorting Solutions entwickelt sensorbasierte Systeme für die Sortierung, das Schälen und die Prozessanalytik in den Bereichen Lebensmittel, Recycling- und Abfallmanagement und Bergbau. TOMRA Sorting gehört zum norwegischen Unternehmen TOMRA Systems ASA, dessen Anteile an der Börse in Oslo gehandelt werden. TOMRA wurde 1972 gegründet und erwirtschaftet mit seinen etwa 4.500 Mitarbeitern rund um den Globus einen Umsatz von ca. 9,3 Milliarden NOK.
Cluster Reply ist das Unternehmen der Reply Gruppe, das sich auf die Beratung und Systemintegration von Microsoft-Technologien spezialisiert hat. Das Unternehmen legt den Schwerpunkt auf Innovationen und unterstützt die Entwicklung des Microsoft-Angebots von On-Premises- hin zu Cloud-Anwendungen in den Bereichen Modern Workplace, Geschäftsanwendungen, Applikationen und Infrastruktur, Daten und Künstliche Intelligenz.