Case Study

CLAAS: "Cloud first" für die Feldlogistik

Cluster Reply unterstützte mit dem Aufbau einer IoT Plattform in Microsoft Azure bei der Verknüpfung verschiedener Dienste

Dienste rund um Landmaschinen

Services rund um das Produkt – das bietet CLAAS, der europäische Marktführer für Mähdrescher, seinen Kunden. Damit verschiedene Services reibungslos miteinander funktionieren, hat der Hersteller von Landmaschinen zusammen mit Cluster Reply eine Kommunikationsplattform auf Basis von Microsoft Azure entwickelt.

"Das Wissen muss inhouse vorhanden sein, die Lösung schnell anpassbar. Nur so lässt sich die Geschwindigkeit und Skalierbarkeit gewährleisten, die beispielsweise für die Erntemonate nötig ist“, erklärt Sven Holbrügge, Teamleiter Machine Communication / IoT bei CLAAS.

Telematics, Flottenübersicht und Dataconnect

Zu den Anwendungen, die sich über die Plattform austauschen, gehört die CLAAS-Entwicklung Telematics, ein digitales Datenübertragungssystem, das bei entsprechend ausgerüsteten Landmaschinen den Abruf und das Dokumentieren von Arbeitsdaten, Fahrspuren und Ertragsdaten ermöglicht. Ein weiteres Beispiel ist die CLAAS-eigene Fleet View App, die Endkunden unter anderem die Position aller Maschinen im Feld auf einen Blick erkennen lässt.

Darüber hinaus wird die Plattform auch von der prämierten herstellerübergreifenden Cloud-to-Cloud Lösung DataConnect genutzt – entwickelt von CLAAS, Cluster Reply, 365FarmNet und John Deere. Über DataConnect können Landwirte die Daten von Landmaschinen verschiedener Hersteller aufzeichnen, verarbeiten und dokumentieren. 2020 wurde DataConnect auf der Agritechnica, einer Leitmesse für Landtechnik, mit dem Machine-of-the-Year-Preis ausgezeichnet.

Skalierbarkeit in den Erntemonaten

Bevor CLAAS sich mit dem Thema Cloud-Plattform auseinandersetzte, hatte es in der Vergangenheit Konnektivitätsdienste zugekauft und nach dem On-Premises-Modell abgebildet. Dabei wurde der Corporate-IT schnell bewusst: Damit CLAAS-Kunden im Mittelpunkt stehen, müssen Entwicklung, Betrieb und Wartung der Service-Vernetzung inhouse gesteuert werden. Die Maschinen von CLAAS stehen teilweise elf Monate im Jahr in der Scheune, müssen jedoch im zwölften Monat zuverlässig und unter Volllast mit allen verfügbaren Services funktionieren.

"Wenn wir uns in der Erntephase befinden, benötigen wir mehr Kapazität: Wir skalieren innerhalb von Sekunden hoch. Mit einer On-Premises-Lösung ist die Anpassung an Ernte-Zyklen machbar, aber schwierig. Zu reagieren ist kostenintensiver“, erklärt Holbrügge. Die Skalierung war der ausschlaggebende Punkt, sich mit einer Cloud-Lösung, konkret Microsoft Azure, genauer auseinanderzusetzen. Hardware und Software müssen bei einer Platform-as-a-Service-Lösung (PaaS) nicht angeschafft werden, sondern werden – in diesem Fall von Microsoft – als Dienstleistung zur Verfügung gestellt.

Die technischen Details

Die Kommunikationsplattform, die bei CLAAS im Einsatz ist, verbindet eine fünfstellige Zahl an Landmaschinen mit serverseitigen Applikationen, die von Kunden und CLAAS-Mitarbeitern (zum Beispiel dem Kundendienst) genutzt werden. Die Lösung lässt Maschinen und Backend-Systeme miteinander kommunizieren – sicher, zuverlässig und skalierbar.

Die Plattform nutzt unter anderem die Azure-Dienste

  • IoT Hub für die sichere bidirektionale Verbindung zwischen Maschinen und Cloud

  • Event Hubs für das Streamen von Nachrichten an Applikationen

  • Event Grid für interne Applikationsnachrichten

  • Azure Functions für serverlose, skalierbare Anwendungen

  • Cosmos DB und Azure SQL-Datenbanken als skalierbare und verteilte Datenbanklösungen

Die Vorteile der Lösung

Geschwindigkeit
"Mit Microsoft Azure setzen wir auf vorhandene Lösungen und haben beispielsweise ein geprüftes Security-System an Bord. Wie in einem LEGO-Baukasten greifen wir auf die nötigen Bausteine zurück. Die Entwicklungsgeschwindigkeit ist großartig“, sagt Holbrügge.
Stets state-of-the-art ohne kostenerhöhung

Als weiteren Vorteil des PaaS-Ansatzes sieht Holbrügge, dass die Services permanent weiterentwickelt werden: "Man bleibt technisch State-of-the-Art – ein großer Vorteil. Gibt es neue Funktionalitäten, können wir für unsere Kunden einen Mehrwert generieren, ohne die Preise anziehen zu müssen.“

Geschonte entwicklerressourcen

Entwickler, so Holbrügge, können sich außerdem mit Funktionalitäten befassen, die sonst nicht realisierbar wären: "Unser höchstes Gut sind unsere menschlichen Entwicklungsressourcen. Wenn wir die einsparen oder weniger belasten, können mehrere Projekte parallel laufen.“ All diese Punkte erlauben es CLAAS, für die Kunden flexibler zu sein – ein entscheidender Wettbewerbsvorteil.

Agile Entwicklung mit Kundenfokus

Die Entwicklung der Kommunikationsplattform erfolgt seit mehreren Jahren in Zusammenarbeit mit Cluster Reply. Auch die DataConnect-Lösung sowie neue Funktionen in Zusammenarbeit mit der Abteilung „Vorentwicklung” sind im Rahmen dieser Kooperation entstanden. Dabei ist ein ständiger Kundenfokus zentral.

"Cluster Reply denkt gemeinsam mit uns im Sinne des Kunden. Das ist das Erfolgsrezept, weshalb wir seit mehreren Jahren partnerschaftlich unterwegs sind“, sagt Holbrügge.

Um das Entwicklungstempo hoch zu halten, verfolgen CLAAS und Cluster Reply eine agile Arbeitsweise. In zeitlich begrenzten, wiederholbaren Arbeitsabläufen, sogenannten Sprints, werden funktionsfähige Bestandteile eines finalen Produkts erstellt. Zu Beginn der Zusammenarbeit evaluierte CLAAS diese Vorgehensweise. "Wir haben klein mit einem Backlog angefangen und uns dann zu einem wachsenden Team entwickelt, das über verschiedene Themen hinweg mit Sprint-Backlogs gearbeitet hat.“ Cluster Reply, das mit Agilität vertraut ist, hat dabei unterstützt, diese Arbeitsweise bei CLAAS zu etablieren.

Einer der Vorzüge dieser Arbeitsweise liegt in einer offenen Fehlerkultur: "Wenn ein Unternehmen Dienstleister ins Haus holt, besteht die Gefahr, dass dieser einem nach dem Mund redet. Wichtiger ist jedoch zu fragen, was vielleicht nicht gut läuft. Was lässt sich verbessern, um ein Potenzial in etwas Produktives zu verwandeln?“, sagt Holbrügge.

Die interne IT als Partner der Fachbereiche

Im Zuge der Entwicklung zeigte sich, dass die Cloud-Plattform das Selbstverständnis und die Fremdwahrnehmung der Corporate-IT-Abteilung veränderte. Vom reinen IT-Dienstleister hat sich die Abteilung zum Partner für Fachbereiche gewandelt. Schrittweise sind daraus Mehrwert und Features entstanden. Denn die interne Partnerschaft verhindert, dass an Insellösungen gearbeitet wird.

Auch über das Jahr 2020 hinaus entwickelt CLAAS die Kommunikationsplattform mit Cluster Reply weiter, in enger Zusammenarbeit mit anderen Fachbereichen und mit einer interdisziplinären Brille. "Die IT-Systeme werden in allen Unternehmensbereichen Einzug halten, seien es Features für unsere Kunden, digitale Lösungen, die wir im Backend anbieten, oder digitale Prozesse.“ Mit einer Cloud-Plattform als Fundament kann CLAAS schnell, verlässlich und mit hoher Qualität Mehrwert für seine Kunden generieren.

Das Unternehmen mit Hauptsitz im westfälischen Harsewinkel ist europäischer Marktführer bei Mähdreschern. Die Weltmarktführerschaft besitzt CLAAS mit einer weiteren großen Produktgruppe, den selbstfahrenden Feldhäckslern. Auf Spitzenplätzen in weltweiter Agrartechnik liegt CLAAS auch mit Traktoren sowie mit landwirtschaftlichen Pressen und Grünland-Erntemaschinen. Zur Produktpalette gehört ebenfalls modernste landwirtschaftliche Informationstechnologie. CLAAS beschäftigt über 11.400 Mitarbeiter weltweit und erzielte im Geschäftsjahr 2019 einen Umsatz von 3,8 Milliarden Euro.

Cluster Reply ist das Unternehmen der Reply Gruppe, das sich auf die Beratung und Systemintegration von Microsoft-Technologien spezialisiert hat. Das Unternehmen legt den Schwerpunkt auf Innovationen und unterstützt die Entwicklung des Microsoft-Angebots von On-Premises- hin zu Cloud-Anwendungen in den Bereichen Modern Workplace, Geschäftsanwendungen, Applikationen und Infrastruktur, Daten und Künstliche Intelligenz.