Research

Der Stand der Digitalisierung im Logistiksektor

Ein datengetriebener Business- und Technologie-Trendreport über die Digitalisierung der Lieferketten, nachhaltige Logistik-Lösungen, die Transformation der Arbeitsplätze und Omnichannel-Distribution.

Die Logistik einer neuen Generation gestalten

In den vergangenen zehn Jahren haben hochentwickelte Technologien sowie Gesellschafts- und Business-Trends die Logistikbranche an die Schwelle eines grundlegenden Umbruchs getrieben. Die Umsetzung dieses Potenzials in praxisnahe Anwendungen wurde von der COVID-19-Pandemie drastisch beschleunigt. In diesem Report zeigt Reply die relevantesten technischen und gesellschaftlichen Trends im Logistik-Sektor auf und zieht daraus Rückschlüsse auf die Auswirkungen auf die Geschäftstätigkeit. Die Studie wurde mit der SONAR-Trendplattform von Reply durchgeführt und gibt einen Überblick über relevante Trends, deren Verbreitung in Fachmedienartikeln, Massenmedien, Patentanträgen und wissenschaftlichen Veröffentlichungen analysiert wurde.

Aufstrebender Trend Nr. 1

Nachhaltige Logistik

Willkommen im Zeitalter der Nachhaltigkeit: Da das Transportwesen einen wesentlichen Beitrag zu Treibhausgasen und zur Ressourcenknappheit leistet, hat die sogenannte Grüne Logistik im vergangenen Jahr eine starke Zugkraft entwickelt. Unternehmen überdenken ihre Lieferketten und ordnen diese neu, von der Materialbeschaffung über das Design, die Produktion, die Auslieferung und die Rücknahme bis zur Entsorgung – mit dem Ziel, durch Effizienz und Optimierung, Emissions-Reduktion, Flotten-Elektrifizierung, Kohlenstoffdioxid-Kompensation, kreisläufigen Lösungen und der Integration neuer Technologien eine verbesserte Nachhaltigkeit zu etablieren.  Auf dem Weg in eine saubere Zukunft ist die Umwelt-Achtsamkeit von klimaneutral oder emissionsarm hin zu emissionsreduzierenden und klimapositiven Zielen gekippt, was durch technologische Entwicklungen sowie Datenauswertung unterstützt wird.

Zero Emissions: die Verpflichtung zur Klimaneutralität

Immer mehr (Logistik-)Akteure verpflichten sich zu klimaneutralen, emissionsfreien oder sogar CO2-negativen Zielen. Das bedeutet, dass Emissionen reduziert werden, indem die Effizienz verbessert wird, die hin zu CO2-effizienten Transportarten, alternativen Antrieben, Flotten-Elektrifizierung sowie auch eine wenig bis keine Emissionen verursachende Infrastruktur führt.

Die nachhaltige „letzte Meile”
& urbane Logistik

In urbanen und innerstädtischen Gebieten wird es für Unternehmen immer relevanter, Zugang zu umweltfreundlichen und bezahlbaren Möglichkeiten zu haben, um die „Letzte Meile” nachhaltig zu bedienen. Das bedeutet steigende Investitionen in Elektro-/Hybrid-/Fahrrad-/Drohnen -/Roboterzustellung, hyperlokalen E-Commerce und grüne Verpackungen.

KI-Boost für
betriebliche Effizienz

Eine neue Art von datengesteuerten und KI-basierten Diensten zielt auf die Echtzeit-Optimierung der betrieblichen Effizienz entlang der logistischen Lieferkette ab - von der Bedarfsprognose über die Ressourcenplanung, die Terminierung, die Verladung, den Transport, das Flottenmanagement, die Routenoptimierung, die Standortintelligenz und die Auslieferung bis hin zur Berechnung des End-to-End-Klimafußabdrucks.

Aufstrebender Trend Nr. 2

Transformation der Arbeitsplätze

Die Realität und Zukunft der Arbeitskräfte in der Logistik wird von zwei gegensätzlichen Entwicklungen geprägt: Steigender Talentbedarf und Wettbewerb durch den Boom des digitalen Handels sowie technologischer Fortschritt und Automatisierung. Letzteres führt zu einer geringeren Nachfrage nach Mitarbeitern in der vordersten Reihe sowie zu veränderten Arbeitsplatzanforderungen. Remote- und agile Arbeitsmodelle ermöglichen einen virtuellen Arbeitsplatz, der in Zukunft in hybride Modelle übergehen wird. Trends, die die Belegschaft betreffen sind Flexibilität und Skalierbarkeit von Arbeitsplatzmodellen, eine technologiegestützte Arbeitswelt, Um- und Weiterbildung, um entstehende Wissenslücken zu schließen, und die physische und psychische Gesundheit sowie Sicherheit der Arbeitnehmer, um zukünftige Arbeitgeber-Arbeitnehmer-Beziehungen zu verbessern und Talente zu binden.

Der Aufstieg von co-Bots
& Automatisierung

Intelligente Robotik in Form von AMR/AGVs, Kommissionierroboter und Automatisierung hält Einzug in die Logistik, um den Menschen bei der manuellen Arbeit zu unterstützen - von der Automatisierung der Lagerverwaltung, der Bestandsumlagerung und der Auslagerungssysteme bis hin zum autonomen Versand von Bestellungen. KI macht die Robotertechnik schlauer, Fortschritte in der Bildverarbeitungssoftware und anderen Erkennungssystemen ermöglichen Maschinen zunehmend, Seite an Seite mit Menschen zu arbeiten.

Physisch & kognitiv verbesserte
Arbeitskraft

Mitarbeiter der vordersten Reihe, die in Lagerhallen oder Distributionszentren arbeiten, profitieren mehr und mehr von technologiegestütztem Arbeiten. Augmented Reality, Smart Glasses, Wearables oder Exoskelette sichern die körperliche Gesundheit und erhöhen gleichzeitig die Produktivität und reduzieren die Fehlerquote. Die nächste Generation unterstützender Technologien verschmilzt Technik und Umwelt noch mehr, indem sie KI und Vision Computing für kognitive Erweiterungen nutzt.

Native Interfaces &
Voice-Lösungen

Sprachgesteuerte Unterstützungssysteme und -lösungen für Mitarbeiter sind in Lagerumgebungen weit verbreitet und ermöglichen freihändiges Arbeiten, zum Beispiel in Form von sprachgesteuerter Kommissionierung. Sie helfen auch bei der Bekämpfung des Fachkräftemangels, indem sie beispielsweise das Onboarding neuer Mitarbeiter vereinfachen. Die nächste Stufe dieser Lösungen zielt auf mehr Produktivität durch die Integration fortschrittlicher Analysen und Optimierungen sowie nahezu perfekter Spracherkennung ab.

Aufstrebender Trend Nr. 3

Omnichannel-Logistik und Resilienz der Supply Chain

Die pandemiebedingte Beschleunigung von E-Commerce und Home-Delivery hat die Bedeutung eines nahtlos integrierten und flexiblen Omnichannel-Einzelhandel-Ökosystems offengelegt. Sich ändernde Umweltbedingungen erfordern ein hochdynamisches Fulfillment-, Liefer- und Retourenmanagement. Die entsprechende Neukonfiguration der Supply-Chain- und Distributionsstrategie und -infrastruktur fungiert als wesentliches Rückgrat, damit Unternehmen schnell und agil reagieren können. Logistikunternehmen stehen zudem in hartem Wettbewerb mit Drittanbietern wie E-Commerce-Giganten, Start-ups und Marken mit Inhouse-Logistikkapazitäten. Der Imperativ des Kundenerlebnisses zwingt Einzelhändler dazu, ihre Offline- und Online-Einzelhandelsstrategie, ihr Service-Ökosystem und ihr Partnernetzwerk anzupassen und neu zu gestalten.

Agile
Distributionsnetzwerke

Da Kunden zunehmend sofortige und flexible Lieferoptionen für online gekaufte Waren erwarten, ist die Grundlage für Omnichannel-Erlebnisse ein gut integriertes Netzwerk mit mehreren, agilen und KI-unterstützten Liefer-, Abhol- und Rückgabeservices an jedem Ort und zu jeder Zeit. Ladengeschäfte werden zunehmend zu Warenlagern umfunktioniert und die Kunden können frei nach ihren Wünschen auswählen/beliefert werden (z.B. Smart Lockers, Curbside Pick-up, Last Mile Delivery).

Dynamisches Omnichannel Fulfillment

Der Omnichannel-Einzelhandel verlangt nach einem Logistiknetzwerk und einer Infrastruktur, die dynamische Lager- und Fulfillment-Services unterstützt, damit Unternehmen schnell auf Schwankungen im Markt reagieren und die Ausfallsicherheit der Lieferkette erhöhen können. Unternehmen erweitern ihre eigene Infrastruktur mit flexiblen internen und externen Knotenpunkten, die um ein digitales Technologie-Backbone herum aufgebaut sind, das eine Erweiterung, Überwachung und Änderung in Echtzeit ermöglicht.

Integriertes Storno- & Retourenmanagement

Mit der Ausweitung des E-Commerce ist die Nachfrage nach Rückführungslogistik und Retourenmanagement im letzten Jahr sprunghaft angestiegen und verlangt nach nachhaltigen Konzepten, um Warenverluste zu reduzieren und die Kosten im Blick zu behalten. KI-unterstützte und automatisierte Retourenprozesse können bei der Rationalisierung und Reduzierung von Ineffizienzen helfen und zurückgegebene Produkte für den Wiederverkauf, die Wiederverwendung oder das Recycling vorbereiten.

Was das für Logistikunternehmen bedeutet: Resilienz und Elastizität im Omnichannel stärken

Die nächste Generation des Kundenerlebnisses wird von einem Omnichannel-Einzelhandelsparadigma angeführt, das auf einer entsprechenden Logistik- und Lieferketteninfrastruktur und einem Netzwerk basiert, das in der Lage ist, Technologie und Datenintelligenz zu nutzen. Unternehmen, denen es gelingt, ein digitalisiertes, datengesteuertes und gut integriertes Lieferketten-Netzwerk aufzubauen, werden langfristig besser abschneiden als andere. 

Uniformität und Elastizität

Von überall bestellen. Überall beliefert werden.

  • Ein digitales Logistik-Rückgrat und ein einheitliches Lieferketten-Ökosystem für Omnichannel- und Cross-Channel-Funktionen einrichten;

  • Partnerschaften und die bestehende Infrastrukturen des Filialnetz für mehrere Erfüllungs- und Rückgabepunkte nutzen;

  • Die kurzfristige Reaktionsfähigkeit auf dynamische Kundenbedürfnisse verbessern;

Transparenz vorantreiben

Das Zeitalter der lückenlosen Information über die gesamte Lieferkette hinweg.

  • Echtzeit-Sichtbarkeitsplattformen, Informationssysteme und Prozesse installieren, um Informationszeitverzögerungen zu beseitigen;

  • Von Informationssilos befreien und einen freien Informationsfluss über Funktionsgrenzen und kanalübergreifende Sichtbarkeit ermöglichen.

  • Zusammenarbeit über Lieferketten-Netzwerke hinweg verbessern, um einen zentrale Informationsknotenpunkt zu erhalten;

Digitalisieren und smartisieren

Der Digital Twin der Supply Chain für Echtzeit-Agilität.

  • Verlegen der Supply-Chain-Lösungen in die Cloud, um Agilität und Skalierbarkeit zu gewährleisten;

  • Etablieren eines Business-Intelligence- und Entscheidungsfindungssystems, die auf dem Sammeln von Daten aus dem IoT und von Kunden basieren;

  • Technologie und KI für eine verbesserte und nahezu Echtzeit-Bedarfsermittlung, eine optimale Abstimmung von Angebot und Nachfrage oder eine Neuzuweisung des Bestands nutzen;

Über den Horizont hinaus denken

Das Supply-Chain-Netzwerk ist da.

  • Funktionsübergreifende Bemühungen von Marketing, Vertrieb bis hin zur Logistik kombinieren, um überzeugende und nahtlose Kundenerlebnisse zu liefern;

  • Prozesse jenseits der Umsetzung überdenken - z.B. Produktentwicklung, Produktion und Marketing als Wettbewerbsvorteil für zukünftige Geschäftsabläufe;