Die Zukunft der Automobilindustrie: Wie Software-definierte Fahrzeuge eine neue Ära einläuten
Angesichts des rasanten Wandels hin zu einer digitalen Zukunft in der Automobilindustrie erwarten die Verbraucher heute ein hohes Maß an Automatisierung und Konnektivität, wenn sie nach einem neuen Auto suchen.
Seit der Einführung des ersten Netzwerkdienstes im Jahr 1996 hat sich viel getan. 2001 kamen Bluetooth und Spracherkennung ins Auto. 2009 wurden Over-the-Air (OTA)-Infotainment-Dienste eingeführt. 2017 folgten dann Software-Updates und Datenverwaltungsdienste, die mehrere Anwendungen gleichzeitig verfügbar machten.
Heute bewegen wir uns auf eine neue Ära zu: die der Software-definierten Fahrzeuge (Software Defined Vehicles, kurz: SDV). Ein SDV ist ein Fahrzeug, das mit Hilfe von Software seinen Betrieb verwaltet, Funktionen ergänzt und neue Optionen aktiviert. SDVs kommunizieren mit anderen intelligenten Geräten in ihrer Umgebung über ein integriertes IoT-Netzwerk und können dem Fahrer so eine 360-Grad-Informationsplattform zur Verfügung stellen.
Diese Plattform ist hochintelligent, flexibel und kontinuierlich erweiterbar. Sie bietet sowohl dem Benutzer als auch dem Hersteller verschiedene Vorteile. So profitieren die Verbraucher beispielsweise von der erhöhten Sicherheit, dem verbesserten Komfort und OTA-Echtzeit-Updates statt Wartungsterminen im Autohaus. Zudem ermöglichen die Plattformen eine schnellere Verfügbarkeit neuer Funktionen, personalisierte Dienste und die Bereitstellung zusätzlicher Daten für den Fahrer über seine Umgebung, beispielsweise zum Wetter. Software und elektrische Produkte werden außerdem geringere Umweltauswirkungen haben.
Für Automobilhersteller liegen die Vorteile von SDVs zum Beispiel in einer verkürzten Markteinführungszeit. Die Unternehmen werden in der Lage sein, Hardware zu entwickeln, die zusammen mit der Software eingesetzt werden kann. Zudem können Sie die Kosten für Integration und Tests durch eine stärkere Beteiligung der OEMs senken. Durch OTA-Updates können zudem individuelle Termine und das Personal, das im Autohaus bereitsteht, reduziert werden. Mit der Möglichkeit, Probleme im Voraus zu diagnostizieren und per Fernzugriff zu beheben, können OEMs die Kosten für Rückrufe und Garantieleistungen senken und so den Verbrauchern den Zeitaufwand ersparen.
Das Konzept eines Software-definierten Fahrzeugs mag komplex und in naher Zukunft unerreichbar erscheinen. Doch Cloud-basierte Entwicklungsmethoden können eine skalierbare Lösung ermöglichen, die das Potenzial besitzt, die die Art und Weise, wie Software für die Automobilindustrie entwickelt, getestet und bereitgestellt wird, grundlegend zu verändern.
Dank der Auswahl zwischen zahlreichen Anbietern von Cloud-Services können Hersteller und Tier-1-Zulieferer ihre Arbeitsweise schnell modernisieren und SDVs Wirklichkeit werden lassen.
In diesem Beispiel untersuchen wir die auf einem AWS-Netzwerk basierende Lösungsarchitektur für SDVs. Zu Beginn werden die Fahrzeugdaten an einen IoT Core gesendet werden. Dieser leitet die Daten über den IoT Data Firehose, wo sie verschlüsselt werden, an den AWS S3 Bucket weiter. Von dort werden sie an den Datenstrom und an eine Datenbank zur Speicherung und Suche weitergeleitet. Anhand dieser Daten werden Vergleiche und Fahrerbewertungen erstellt.
Beim Kauf eines Neuwagens im Autohaus kann der Besitzer sein Fahrzeug mit den gewünschten Funktionen ausstatten. Zudem weiß er, dass er künftig Updates over the air, also über ein Funknetz, erhalten kann und dafür nicht mehr in die Werkstatt fahren muss. Dafür ist ein zuverlässiges Netzwerk erforderlich. Nach dem Einspielen sicherer Daten und dem Hochladen in die Cloud werden die Daten in Data Lakes abgelegt, wobei sie nach Verhaltensanalyse, Anomalieerkennung, Zustand bzw. Diagnose, standortbasierten Diensten, Fahrdaten und Warnungen bzw. Benachrichtigungen kategorisiert werden.
Quelle: AWS Connected Mobility Solution architecture
Die Autohäuser können die Daten analysieren und bei Bedarf AWS-Signale an den Halter senden, um notwendige Anpassungen vorzunehmen. Das Fahrzeug ist in der Lage, mithilfe umliegender intelligenter Geräte 360-Grad-Informationen über Netzwerke, Infrastrukturen, Fußgänger und andere Fahrzeuge im Umkreis von 300 Metern zu erfassen.
Um von den unbestreitbaren Vorteilen der SDVs zu profitieren, müssen die OEMs in Zukunft ihre eigene Software für vernetzte Autos besitzen. Dies ermöglicht ihnen geteilte Kosten, eine schnellere Bereitstellung und die Abstraktion der Hardware. Sie benötigen zudem die Kontrolle über den gesamten Lebenszyklus der Software und müssen mehr Verantwortung für die Entwicklung übernehmen. Der Automobilmarkt wird sich mit der Zunahme von SDVs verändern: Die Anzahl der Fahrzeuge auf den Plattformen wird zunehmen und der Softwareumsatz wird mit der Nachfrage wachsen. Zudem wird die Anzahl der Experten steigen und die Möglichkeiten der Software werden umfangreicher. Gleichzeitig werden die OEMs beginnen, vernetzte Fahrzeuge zu monetarisieren und mit Softwareunternehmen zusammenzuarbeiten. Da dieser Markt so neu ist, ist ein Austausch bezüglich der Regulierung notwendig, bis ein globales Netz aufgebaut ist.
Wenn Millionen von vernetzten Fahrzeugen bidirektional mit jedem System über das Internet interagieren, sind Bandbreite und Kosten für die Datenübertragung keine Hindernisse mehr. So müssen die Unternehmen der Automobilindustrie mit den neuesten Technologien Schritt halten, damit die Systeme nicht schon vor der Implementierung veralten. Concept Reply verfügt über umfangreiche Erfahrung in der Automobilindustrie und bietet IoT-Konnektivitätslösungen und Dienstleistungen für führende Automobilunternehmen (OEM, Tier 1, Tier 2) an. Wir helfen unseren Kunden bei der Implementierung von Lösungen für die Erfassung von Fahrzeugdaten sowie deren Speicherung und Bereitstellung für die Endnutzer über verschiedene Benutzerkanäle (Mobiltelefon, Internet, Sprachdienste), die für die Verwirklichung von SDVs grundlegend sind. Concept Reply bietet Ende-zu-Ende-Lösungen über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg an: von der Festlegung einer IoT-Strategie über das Testen und die Qualitätssicherung bis hin zur Implementierung einer spezifischen Lösung.
Mit SDVs wird die Automobilbranche den Kunden während des gesamten Lebenszyklus des Fahrzeugs stärker einbeziehen können. Beim Weiterverkauf eines Fahrzeugs kann die Software entfernt werden, und der nächste Besitzer hat die Möglichkeit, ein neues, individuelles Softwarepaket zu wählen. Mit der Verbesserung der Produkte und Verfahren werden im Laufe der Zeit auch die Kundenzufriedenheit und -erwartungen zunehmen. Nachdem das Fahrzeug das Werk oder das Autohaus verlassen hat, können die Hersteller das Erlebnis des Fahrers und die allgemeine Performance des Fahrzeugs für ihre Kunden weiter verbessern. Dies ist ein erheblicher Paradigmenwechsel für die Branche, da an Software-definierten Fahrzeugen auch nachträgliche Änderungen möglich sind. Dies dürfte dazu beitragen, dass Autos über die Zeit ihren Wert behalten oder möglicherweise sogar steigern, statt einen Wertverlust zu erleiden.